Gießener Anzeiger, 31. Juli 2025
Historisches Bahnschild beigesteuert
Zehn Jahre steht die Feldlok im Lückebachtal – Aushängeschild des Gewerbegebiets
Linden (twi). Zur Sonnenfinsternis im März 2015 erfolgte die offizielle Einweihungsfeier für das Aushängeschild des Gewerbegebiets Lückebachtal in Großen-Linden in Form einer Feldlok samt zweier Anhänger, die an die einstige Manganerzbauzeit erinnern sollen. Zum zehnten Geburtstag konnte nun Initiator Dietmar Reichel noch ein historisches Bahnschild beisteuern, das Mitarbeiter des städtischen Bauhofes vor der Feldlok montierten. Bei dem Verkehrsschild handelt es sich um das Verkehrszeichen Nr. 151 »Dampflok« mit altem Symbol der alten Lok, welches so im Straßenverkehr bis 1993 eingesetzt wurde.
Visitenkarte
Dietmar Reichel ist es zu verdanken, dass die Feldbahn Kleinlokomotive der Arnold Jung Lokomotivfabrik GmbH, Jungenthal, Kirchen a. d. SiegTyp EL 105 mit ihren beiden Lorewagen am nördlichen Eingang des Gewerbegebiets auf dem Gelände eines Bowling-Centers steht. »Als Visitenkarte Lindens als Wahrzeichen der ehemaligen Bergwerksstadt (1843 bis 1976)«, wie es der damalige Bürgermeister Jörg König (CDU) bei der Einweihungsfeier formulierte. Von den einstigen Feldbahnen die hier in Großen-Linden bis in die 70er Jahre eingesetzt wurden, ist keine mehr übrig und so war es ein Glücksfall, als Reichel 2013 auf dem Gail-Gelände fündig wurde und die damals 62 Jahre alte, 2,65 Meter lange und drei Tonnen schwere Kleinlokomotive entdeckte. Nach dem Transport von Gießen nach Linden waren es die Mitarbeiter der Seniorenwerkstatt, die dafür sorgten, dass die Feldlok wieder in neuem Glanz erstrahlt. »Die Lage ist gerade ideal, liegt sie doch unmittelbar an der Kreuzung Gießener Pforte/Ferniestraße, die gleichzeitig auch Namensgeber und Hinweis auf die ehemalige Grube Fernie ist«, ging Reichel auf die fast zwei Jahre dauernde Wartezeit ein, bis letztendlich ein Standort für die Feldlok gefunden war.
Geschnitzter Bergmann
Zuvor war es der geschnitzte Bergmann, der auf dem Kreisel unmittelbar an der Brücke über die Main-Weser-Bahn mit einer Lore an die einstige Bergwerksgeschichte des Stadtteils Großen-Linden erinnerte.
Die Historie der Grube Fernie findet sich auf jener bei der Feldlok aufgestellten Info-Tafel, welche Dr. Philipp Bockenheimer vom Heimatkundlichen Arbeitskreis Linden in Zusammenarbeit mit Thomas Berner (Firma Gail Architektur-Keramik GmbH) und Reichel erstellt hat. Mit dem Magic-Bowl-Betreiber wurde ein Pachtvertrag bis 2035 geschlossen.
Einen historischen Hinweis für die beiden Förderwagen hatte der ehemalige Bergmann Heinz Becker aus Lützellinden, der von 1963 bis 1976 als Lokführer, Baggerfahrer und Vorarbeiter im Tagebau Feldwiesen tätig war, mit zur Einweihung gebracht. Reichel hatte 2013 auf dem Gelände der Firma Gail Architektur-Keramik GmbH in Gießen die mit Brombeerhecken überwachsene Feldbahn entdeckt. Als Standort war zunächst der Kreisel zum Gießener Ring (A485 Marburg-Langgöns) auf die L3475 unmittelbar vor der Zufahrt zur Grube Fernie vorgesehen, doch zog Hessen Mobil aufgrund eines Gerichtsurteils seine Zusage zurück, sodass ein neuer Standort gesucht und dann auf dem Gelände von Magic Bowl gefunden wurde.
Restauration
Weil die Lok allein aufgestellt etwas verloren dagestan den hätte, wurde von der Stadt aus der Grube Ehrenfriedersdorf ein Förderwagen erworben. Dieser war jedoch so stark verrostet, dass sich die Seniorenwerkstatt außerstande sah, diesen zu restaurieren. Reichel konnte in Gesprächen erreichen, dass der Förderverein Grube Fortuna nicht nur die Lore restaurierte, sondern selbst noch einen zweiten Förderwagen als Dauerleihgabe sowie zwei jeweils fünf Meter lange Schienen zur Verfügung stellte.
Am neuen Standort fährt die Feldlok in Richtung Verladestelle, die sich einst am heutigen Standort des Boule-Clubs befand. Die Feldbahn mit den beiden Loren soll auf den von 1843 bis 1976 in Großen-Linden und auch in Leihgestern ansässigen Bergbaubetrieb verweisen.
Das zwischen Oberhof, Unterhof, dem Südrand von Kleinlinden und dem heutigen See »Grube Fernie« gelegene Bergwerk baute Eisenmanganerz im Tage- und Untertagebau ab, insgesamt 7,8 Millionen Tonnen.