Gießener Anzeiger, 15. Mai 2025
Freier Eintritt ins Lindener Freibad
Kostenlose Dauerkarten für Kinder und Jugendliche erst ab 23. Mai ausstellbar
VON ERNST WALTER WEISSENBORN
Linden. Die guten Zeiten sind vorbei, die Hiobsbotschaften häufen sich. Den Lindener Stadtverordneten verkündete Bürgermeister Fabian Wedemann (CDU), dass nach Auskunft der Hessischen Finanzverwaltung nach Hochrechnungen aus dem ersten Quartal in diesem Jahr 3,5 Millionen Euro weniger an Gewerbesteuern eingehen könnten, eventuell noch weit weniger. Im Doppelhaushalt seien für dieses Jahr allerdings 9,5 Millionen Euro vorgesehen. Er kündigte vorsichtshalber einen Nachtragshaushalt an.
Lange Gesichter
Lange Gesichter gab es in den Reihen der Stadtverordneten, die später an diesem Abend im Sitzungsraum in den Lindener Ratsstuben zusätzliche Kosten beschlossen, unter anderem ging es um die Dachsanierung in der Volkshalle, aber auch um den freien Eintritt für Lindener Kinder und Jugendliche ins Freibad.
400 000 Euro an Mehrkosten verursachen die Brandschutzauflagen für die Elektrik undSchäden, herrührend von derehemaligen Dachdurchnässung im Hallenboden. 75 000 Euro werden für Dauerfreikarten von Lindener Kindern und Jugendlichen im Freibad mit eventueller Aufstockung der Sicherheitskräfte schon ab dieser Saison eingeplant. Die beginnt bereits am Freitag, 16. Mai, allerdings können Lichtbild-Dauerkartenausweise erst ab dem 23. Mai für Berechtigte im Rathaus ausgestellt werden. »Innerhalb von zwei Tagen können wir keine potenziell 1639 Dauerkarten im Rathaus herausgeben«, wies Wedemann auf eine Unmöglichkeit hin, die der Beschluss zunächst am Dienstagabend auslöste. Wer also bis 23. Mai vonden Jüngeren ins Freibad möchte, muss noch je nach alter Alter Eintritt zahlen oder eine Dauerkarte zum bisherigen schlanken Preis von 15 Euro erstehen. Der Magistrat könne in einer Zusammenkunft erst in der nächsten Woche die Gebührenordnung ändern, betonte Wedemann.
Er nannte weitere Beispiele von freiwilligen Leistungen der Stadt wie die Vereinsförderung und Zuschüsse zur Photovoltaikanlage. Wenn die Einnahmen sich weiter so verringerten, werde es zu einem strukturellen Defizit kommen und dann zu Steuererhöhungen.
Daher stellte Thomas Altenheimer (CDU) zunächst fest, dass sich die Diskussionsgrundlage innerhalb von einer Woche ändern könne. Im Sozialausschuss war der freie Eintritt noch als Kompromisslösung für die eigentlich angedachte Linden-Card als Alternative einvernehmlich empfohlen worden. Ein Kompromiss.
Nunmehr beantragte Altenheimer wegen des Gewerbesteuereinbruchs »das Ganze ein Jahr ruhen zu lassen«, zumal sich die Kartenausgabe bis zum Freitag nicht umsetzen lasse.
Da der Kompromiss noch vorsah, Aufklärungsarbeit für allgemeine Fördermöglichkeiten für finanziell Schwache öffentlich im Amtsblatt zu leisten, beantragte Altenheimer getrennte Abstimmung. Dieser Punkt wurde später einstimmig verabschiedet.
Dr. Barbara Ide (Grüne) unterstrich zum Thema Dauerfreikarte, dass die Jüngeren während der Corona-Phase besonders gelitten hätten und einen Ausgleich verdienten. Dirk Schimmel (SPD) sah wie Michael Schwarz (FW) keinen Grund nicht zuzustimmen. Frank Hille (CDU) fragte sich
aber: »Wann fangen wir an zu sparen?«
Letzten Endes fand sich eine Mehrheit für die Freikartenlösung, stellte Stadtverordnetenvorsteher Axel Globuschütz (Grüne) fest. Der CDU-Antrag auf Vertagung um ein Jahr fand zuvor keine Mehrheit.