Trickserei bei Zählung

Gießener Anzeiger, 21. November 2024

Trickserei in der Wilhelmstraße?
Falsche Zahlen: Fußgängerzählung in Leihgestern zuvor bekannt – Bürgermeister erhält Anrufe

Linden (twi). Tricksen gehört wohl zum politischen Geschäft. Was Bürgermeister Fabian WedemannRadar (CDU) in seinem Magistratsbericht offenbarte, das wirft ein schlechtes Licht auf Volksvertreter. Einzelne Stadtverordnete zweier Fraktionen im Parlament sollen durch die Weitergabe eines Datums und einen sich anschließenden Appell in den sozialen Medien dazu beigetragen haben, dass eine Verkehrszählung in der Wilhelmstraße in Leihgestern nicht zu gebrauchen war. Eine Fraktion wünscht sich hier eine Fußgängerampel. Bisher ist hier nur eine Querungshilfe vorzufinden. Zunächst wurde Anfang Oktober im unteren Bereich der Durchgangsstraße eine Geschwindigkeitskontrolle unternommen. Wie dazu Fachbereichsleiterin Öffentliche Sicherheit und Ordnung Linda Lange auf Anfrage mitteilte, wurden von 6 bis 13 Uhr insgesamt 844 Fahrzeuge überprüft. »Hierbei wurde keine Geschwindigkeitsübertretung festgestellt. Wir werden diesen Bereich jedoch weiterhin regelmäßig kontrollieren«, sagte sie zu. Der Termin war vorher nicht bekannt und Warnungen an Autofahrer abseits der Lichthupe gab es im Vorfeld nicht.

Weil hier jedoch lediglich die Fahrzeugfrequentierung festgehalten wurde, sollten nun auch Querungen der Straße durch Fußgänger gezählt werden. Und dazu wurde ein Termin festgesetzt, der sich gerade im Schul- und Kitabereich mittels sozialer Medien schnell verbreitete – verbunden mit dem Appell, in diesem Zeitraum die Straße sinnbildlich auch gerne zweimal zu überqueren.

Wedemann stellte fest, dass an jenem 12. November zwischen 7 und 9 Uhr 121 Personen die Straße überquerten. Zehn Personen kreuzten die Straße im Kreuzungsbereich zur Großen-Lindener Straße. »Allerdings erhielt ich umgehend vier Anrufe, die auf die Veröffentlichung des Termins und den Appell in diesem Zeitraum, die Straße zu überqueren, hinwiesen. Ja, es war bekannt «, versicherte das Stadtoberhaupt, ohne dazu Namen zu benennen. Dass die so ermittelten Zahlen keinen Bestand haben könnten, machte Wedemann deutlich. »Die eigentliche Zählung wird durch Hessen Mobil durchgeführt. Wir haben mit dieser Zählung allerdings schon mal Ergebnisse vorgelegt, um das Verfahren zu beschleunigen.« Weiterhin kündigte das Stadtoberhaupt eine Verkehrszählung in der Hüttenberger Straße in Großen-Linden noch vor den Weihnachtsferien an. »Wir sind gerade dabei, uns mit Hessen Mobil in Verbindung zu setzen, um sicherzustellen, dass unsere Zählung in Bezug auf Dauer, Zeitpunkt und Auswertung optimal ist.« Einen Hinweis, eine erneute Manipulation zu vermeiden, verkniff sich der Bürgermeister.

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