Explosion der Stromkosten

Gießener Anzeiger, 21. November 2024

Stadt zahlt 80 Cent pro Kilowattstunde an Strom
Kosten in zwei Kindergärten in Linden steigen auf das Dreifache an – Grüne: Solaranlagen fehlen

Linden (twi). Eine Kostenexplosion der Stromkosten im Kindertagesstättenbereich offenbarte eine Anfrage der Grünen. So verzeichneten die beiden Kindertagesstätten Regenbogenland und Kinder(t)räume in Leihgestern von 2022 auf 2023 eine Kostensteigerung bei den Stromkosten um 312 und um 329 Prozent, obwohl der Verbrauch in beiden Einrichtungen gerade einmal um je 4000 Kilowatt höher war.

Sie stiegen im »Regenbogenland« von 8714 Euro auf 27 136 Euro und in der Kita Kinder(t)räume von 7074 auf 23 255 Euro. Für den Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Dr. Christof Schütz, habe die Stadt als Vorbild hier versagt. Bereits seit dem Bau des als Passivhaus 2014 errichteten Regenbogenlandes forderten Lindens Grüne eine PV-Anlage. Weshalb von 2015 bis 2023 der Stromverbrauch um 50 Prozent von 23 736 auf 36 516 Kilowatt gestiegen sei, sei nirgends erkennbar. Warum 80 Cent für eine Kilowattstunde anfallen, sei ebenfalls unerklärlich. »Ich weiß nicht, wer solche Verträge abschließt. Es ist unfassbar. Das ist ein Trauerspiel «, kommentierte Schütz aufaddierte 135 000 Euro an Stromkosten für beide Objekte (Anmerkung der Redaktion: Kinder(t)räume wurde erst 2021 eröffnet).

»Ich weiß, das ist eine Katastrophe und wie auch, dass seit zehn Jahren auf dem Regenbogenland keine PV-Anlage steht. Es ging nicht anders. Und wir müssen noch einmal die Statik überprüfen, eben weil es mittlerweile eine Dachbegrünung auf dem »Regenbogenland« gibt, die es nicht einfacher macht, eine PV-Anlage draufzusetzen. Bei der Kita Kinder(t)räume geht dies nicht«, räumte Wedemann ein. Er verwies darauf, dass er bei seinem Dienstantritt angesichts der Personalsituation im Rathaus Prioritäten setzen musste, »und da hatten die beiden PV-Anlagen keine Priorität«.

Barbara Ibe (Grüne) hakte beim Strompreis nach, gerade vor dem Hintergrund eines Niedrigenergiehauses. Dazu konnte Wedemann keine Angaben machen, da die Verträge vor seiner Zeit im Rathaus abgeschlossen worden seien.

Hinsichtlich der PV-Anlagen teilte er abschließend mit, dass bereits ein Leistungsverzeichnis erstellt wurde, aber eine statische Überprüfung der Dächer noch ausstehe. Dennoch wurde bereits Kontakt zu Anbietern aufgenommen. Die Errichtung muss jedoch ausgeschrieben werden. Zum barrierefreien Ausbau am Bahnhof Großen-Linden gibt es keine Stellungnahme der Bahn. Ebenso hat die Bahn bisher kein Lärmschutzgutachten zum Lärmschutzsanierungsabschnitt 83 der Main-Weser-Bahn vorgelegt. Die Bahn habe hierzu keine Rückmeldung gegeben, so Wedemann.

Trotz des Ärgers mit der im kommenden Monat zum Fahrplanwechsel startenden Schnellbuslinie hatte die SPD bereits im Juni »wegen zeitlicher Dringlichkeit einen Prüfantrag zur weiteren Zubestellung von Fahrten beim RMV« gestellt.

Hierzu verwies das Stadtoberhaupt auf ein Schreiben des Zweckverbandes Oberhessische Versorgungsbetriebe, hier ZOV Verkehr, nach welchem die Stadt grundsätzlich nicht jederzeit Busverbindungen zubuchen oder entfallen lassen könne. Es seien Zu- und Abbestellungen von Fahrten um bis zu plus/minus zehn Prozent der jährlichen Leistung möglich. Diese Anpassungen würden jedoch häufig zur Regulierung des Schulverkehrs benötigt und können daher möglicherweise nur zu Teilen oder gar nicht für eine Angebotserweiterung am Wochenende genutzt werden. Außerdem müssen zu den gewünschten Zeiten auch Busfahrer zur Verfügung stehen, was mit dem RMV zu klären sei. Es wird daher empfohlen, die Inanspruchnahme der neuen Mehrleistungen erst einmal abzuwarten und nach einer Etablierungsphase von rund zwei Jahren bedarfsgerechte Entscheidungen zu treffen.

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