Flüchtlingsunterkunft in Linden

  Gießener Allgemeine     Kreis Gießen     Linden                                       26. Oktober 2023

Flüchtlingszahlen im Kreis Gießen steigen deutlich - Neue Unterkunft in Linden

von Stefan Schaal

Flü Unterkunft

Die Zahl der Flüchtlinge, die den Kreis Gießen erreicht, steigt seit mehreren Wochen massiv an. Während das Land Hessen über das Regierungspräsidium dem Kreis im Sommer zwischenzeitlich 25 Flüchtlinge pro Woche zugewiesen hat, sind es seit diesem Monat Oktober nun 68 pro Woche. Darauf hat der hauptamtliche Kreisbeigeordnete Frank Ide hingewiesen.

Der Anstieg entspricht der Entwicklung, dass derzeit deutlich mehr Migranten an den europäischen Außengrenzen ankommen.

Vor diesem Hintergrund stoße die Hessische Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen an Grenzen und sei »voll«, erklärte Ide. Dem hauptamtlichen Kreisbeigeordneten zufolge sind dort 3500 Flüchtlinge untergebracht, eine Folge seien das Aufstellen einer Leichtbauhalle und von Zelten.

In den 47 Gemeinschaftsunterkünften im Kreis leben 1283 Menschen. Einschließlich der sechs Übergangseinrichtungen sind es 1536 Personen. Es gebe in den Unterkünften im Kreis »in den nächsten Wochen« noch ausreichend Platz, versicherte Ide am Dienstag während einer Veranstaltung in Linden, bei der er und die Leiterin des Fachdiensts Migration des Landkreises, Sandra Karls, Anwohner über die Einrichtung einer neuen Unterkunft für maximal 29 Flüchtlinge in der Leihgesterner Straße auf dem Grundstück einer ehemaligen Fahrschule informierten. »Wir gehen davon aus, dass die Unterkunft Ende dieses Jahres in Betrieb geht«, sagte Ide. Es handle sich um eine längerfristig anvisierte Einrichtung.

Die Versammlung im Lindener Rathaus machte deutlich, wie angesichts steigender Flüchtlingszahlen und einer aufgeheizten Migrationsdebatte Transparenz und Dialog in der Frage der Unterkünfte weiter an Bedeutung gewinnen. Die Einrichtung in Linden entsteht in einem Gebäude in Privatbesitz. In solchen Fällen wird die Kommune erst informiert, wenn der Landkreis sich mit dem Vermieter über die Unterkunft geeinigt hat. Anlieger brachten nun ihren Ärger zum Ausdruck und beklagten, dass sie »vor vollendete Tatsachen« gestellt würden. »Wofür brauchen Sie uns jetzt noch?«, fragte eine Frau. Sie fühle sich übergangen.

Ein Anwohner beklagte, dass mit der Unterkunft einem Hauseigentümer nun Verantwortung übertragen werde, der in den vergangenen Monaten bei Umbauarbeiten rücksichtslos gegenüber den Anwohnern agiert habe. »Er braucht einen Lehrgang, wie er sich zu benehmen hat.«

Ide appellierte an die Anlieger, »nach vorne zu schauen und offen an die Sache heranzugehen«. Ein Sozialdienst werde einmal in der Woche vor Ort sein. Die Stadt erhalte einen Ansprechpartner genannt, der Kontakt könne auch den Anwohnern vermittelt werden. Aus welchen Ländern die Flüchtlinge sind, die in Linden unterkommen, erfahre man erst wenige Tage vorher vom Regierungspräsidium. »Überwiegend kommen die Menschen aus der Türkei, Syrien, Afghanistan und der Ukraine.«

Im Kreis gibt es laut Ide den Orientierungswert, dass Kommunen zwei Prozent ihrer Einwohnerzahl als Flüchtlinge aufnehmen sollen. In Linden liegt die Quote in Gemeinschaftsunterkünften und Übergangseinrichtungen bei 1,07 Prozent.

Ide berichtete, der Kreis habe von kleineren Einrichtungen für weniger als 20 Flüchtlinge Abstand genommen. Als Grund nannte er einen Fachkräftemangel, was die Betreuung der Unterkünfte angeht.

Der hauptamtliche Kreisbeigeordnete erklärte, dass es derartige Anwohnerversammlungen in anderen Kommunen des Kreises häufig nicht gebe. In Linden habe Bürgermeister Fabian Wedemann darum gebeten. Nur direkte Anlieger, die ein und zwei Grundstücke entfernt von der künftigen Unterkunft wohnen, waren eingeladen worden. Die Versammlung solle dazu dienen, »falschen Informationen vorzubeugen«, sagte Wedemann und fügte hinzu: »Wir hätten uns auch entscheiden können, keine Versammlung durchzuführen.«

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